mein Leben in der drake passage

15 Monate nach dem ich Mama geworden bin, 2 Monate nach der Schließung des Studios könnt ihr Euch meine aktuelle Gefühlslage ungefähr zu vorstellen:

Ich durchquere gerade in einer Jolle sitzend die Drake Passage auf dem Weg von Ushuaia zum Südpol. Für diese Metapher muss eine Jolle her, da ich die Wucht der Wellen so enorm spüre, dass mir ein Frachtschiff wohl zu viel Schutz bieten würde. Es muss die Drake Passsage sein, um auch nur ansatzweise nachvollziehen zu können, was in mir los ist. An einigen Tagen befinde ich mich hoch oben auf dem Kamm der Welle, bin voller Vertrauen, zuversichtlich und optimistisch. Ich kann die Pinguine am Südpol hüpfen sehen und bin voller Vorfreude auf das vor mir liegende Unbekannte. Und an den anderen Tagen bin ich tief unten im Tal. Ich fühle mich einsam, überfordert und es ist nicht ansatzweise Land in Sicht bei der Frage, wie ich das Mamasein und mein altes Leben unter einen Hut bekommen soll. Mein präfontaler Cortex ist vollständig von der Gischt umnebelt. Die Millionen Wassertröpfchen aus denen die Gischt besteht, stehen sinnbildlich für die Tabs, die ich dann in meinem Kopf offen habe und nicht verbinden geschweige denn schließen kann.

Anfang der Woche sind meine Jolle und ich meistens hoch oben auf dem Kamm. Das Wochenende mit der geteilten Care Arbeit liegt hinter mir. Montags gehe ich selbst wieder regelmäßig zum Yoga. Dienstags buche ich mich jetzt immer zum coworken ins Bavaya ein. Meine Energie erreicht dann oftmals einen Peak, der nicht zu bremsen ist. Ich habe Ideen für Projekte, ich will Bewerbungen schreiben, ich mache Termine, kann abends noch ein paar Seiten lesen. Und dann nimmt die Woche so langsam ihren Lauf und es braucht nur einen klitzekleinen Auslöser, damit die Welle bricht und ich und meine Jolle durchgewirbelt ins Tal stürzen.
So wie diese Woche eine verschnupfte Nase und ein krankes Kind zuhause. Und so wird meine Energie mit einem Fingerschnips vollständig ausgebremst. Alles muss warten und ich öffne für jeden Plan, für jede Idee, für jedes ToDo einen neuen Tab in meinem Kopf für später und kümmere mich um die kranke Maus. Um die kranke Maus, die auch gerade in die Autonomiephase kommt, die immer noch nicht gerne in die Kita geht und die ich somit den überwiegenden Teil des Tages immer wieder coreguliere, für die ich mehr mitdenke (Kleidung, Arzttermine, Routinen) als für mich. Nach 2 Tagen wieder mal die Frage, wo bleibe eigentlich ich?

Ich durfte heute ganz dankbar wieder den Blick von außen auf die Situation erleben. Mein Leben war immer sehr schnell und selbstbestimmt und dies ist jetzt einfach nicht mehr möglich. Punkt. Ich habe keine andere Wahl, als mein Leben langsamer zu leben. Dies ist ja etwas, was ich per se nur befürworte. Nur bedeutet langsamer leben aktuell noch ganz oft, gar nicht leben. Gar nicht leben im Sinne von meinen eigenen Bedürfnissen nachgehen. Ich möchte arbeiten, ich möchte mich zugehörig fühlen, ich möchte 1.000 Bücher auf einmal lesen, ich möchte Ideen umsetzen, ich möchte mal nur für mich sein. Das alles muss gerade immer wieder warten, ich muss gerade immer wieder warten und das fällt mir schwer.

Ich sitze zwischen den Welten. Ich liebe alles an der kleinen Maus und unserem Familienleben. Ich genieße es so sehr, dass ich seit der Aufgabe des Studios jede einzelne Minute da bin, nicht nur körperlich sondern auch voll und ganz mit dem Kopf bei der Sache bin. Die kleine Rakete entwickelt sich gerade so rasant schnell und bringt mich wirklich mehr zum lachen als zum weinen. Und dennoch vermisse ich meine Selbstbestimmheit und mein altes Leben. Vereinbarkeit ist hier nach 15 Monaten noch ein absolutes Fremdwort.

Ich versuche gerade alles ganz bewusst zu fühlen, vor allem die dunkleren und traurigen Momente. Ich nehme mir ganz bewusst Zeit um zu spüren und die Emotionen zu verstehen. Denn sie zeigen mir was ich mir wünsche, wonach ich mich sehne und was ich brauche und sie zeigen mir, wie ich mein Leben gestalten möchte und muss, damit Vereinbarkeit bald kein Fremdwort mehr ist und mein Mamasein von meinem Claudisein und mein Claudisein von Mamasein profitiert. Damit beides Hand in Hand geht.

Alles Liebe,
deine Claudi!

Epilog

Ich habe bereits erwähnt, dass ich mich aktuell in psychologischer Betreuung befinde und dieser Blick von außen hilft mir immer wieder, sanft mit mir umzugehen und anzunehmen, dass ich nicht einfach weiter funktionieren muss, sondern dass es absolut normal ist, all diese Gefühle aktuell zu fühlen, weil es einfach verdammt krass ist, von heute auf morgen Mama zu werden.

Wenn in Deinem Leben gerade irgendwas zu viel ist, kann ich Dir nur ans Herz legen, Dich zu öffnen und mal einen Blick von außen auf die Situation zuzulassen. Ganz oft finden wir beim drüber reden, mit wenigen gezielten Nachfragen, unsere Antworten selbst. Es wird dann nicht direkt alles gut, aber Du wirst wieder klarer, damit nach und nach alles gut werden kann.

Angebot

Ich bin keine studierte Psychologin, aber ich bin ausgebildete Yogalehrerin und ich kann Dir 75 Minuten nur für Dich und voller Ruhe in der Woche schenken.

Am 01.12. startet mein 10-wöchiger Yin Yoga Kurs, bei welchem es noch freie Matten gibt. Yin Yoga in Kombination mit beruhigenden Atemtechniken und Meditation ist eine Praxis, welche uns tief in die Entspannung bringen kann, welche wir dann wiederum durch die regelmäßigen Termine auch nachhaltig in unseren Alltag integrieren können. Hier darfst Du Dich einfach nur fallen lassen.

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