die kunst, nicht anzukommen.

Wir haben 2025 und meine Welt steht mal wieder Kopf. Erst 2023 habe ich mir geschworen, dass ich diesen ewigen Kreislauf aus Neubeginn und Nichtankommen in der beruflichen Welt mit dem Schritt in die Selbstständigkeit und dem Folgen meines Herzens durchbreche und endlich dem nachgehe, was mich antreibt und ich dadurch Beständigkeit in mein Leben hole.

Wir haben 2025, die berühmten 2 Jahre später und ich gebe meine Selbstständigkeit zum 30.09. auf.

Ich kann immer noch nicht so richtig begreifen, was da eigentlich für 2 Jahre hinter mir liegen. Kaum habe ich mich selbstständig gemacht, bin ich schwanger geworden. Stell Dir mal vor, Du versuchst 3 Jahre lang schwanger zu werden, gehst durch alle Höhen und Tiefen des Kinderwunsches, erhältst die Diagnose ‚unfruchtbar‘, denkst Dir, Du kannst Deine berufliche Zufriedenheit nicht mehr von diesem Kinderwunsch abhängig machen, machst Dich selbstständig und wirst dann keine 2 Monate später auf natürlichem Wege schwanger. Dies ist wohl diese Ironie des Schicksals, von der alle immer reden.

Nun hätte es ja nicht besser laufen können. Ich bin meinem Herzen gefolgt und habe mit einer intrinsischen Motivation jenseits von dieser Welt binnen weniger Wochen mein Yogastudio auf die Beine gestellt und dazu war ich nach diesen 3 endlos langen Jahren auch noch schwanger. Hätte, denn der Haken offenbarte sich nach einer kurzen Recherche – als Selbstständige hatte ich keinen Anspruch auf Mutterschutz sowie Elterngeld über dem Mindestbetrag.

(Ich habe in meinem Timing alles mitgenommen, was blöd hätte laufen können. Solltest Du selbstständig sein, trifft es Dich ggf. nicht so hart.)

Hinter mir liegen also 2 Jahre, in denen ich mir Hochschwanger neben der Selbstständigkeit wieder eine Teilzeitanstellung gesucht habe, um doch dem Mutterschutzgesetz zu unterliegen, in denen ich bis zur 39 SSW Kurse gegeben habe, in denen ich einen Tag nach der Geburt wieder die Verwaltung gemacht habe, in denen ich 2 Wochen nach der Geburt wieder im Studio stand und geputzt habe, in denen ich 2 Monate nach der Geburt wieder Kurse gegeben habe. Es liegt insbesondere 1 Jahr hinter mir bzw. uns, in dem ich tagsüber unseren Sohn betreut habe und mein Partner arbeiten war, und in dem er abends unseren Sohn betreut hat und ich arbeiten war. All dies bei nie wieder durchgeschlafenen Nächten, all dies ohne Unterstützung durch eine Familie vor Ort.

Erschöpfung ist kaum noch der richtige Ausdruck dafür, wie es uns geht und trotz der eigentlich absehbaren Erleichterung durch die bald beginnende Betreuung in der KiTa, habe ich mich dazu entschieden, dass Studio zu schließen – denn diese 2 Jahre voller Doppelt- und Dreifachbelastung haben auch dazu beigetragen, dass sich das Studio wirtschaftlich noch nicht trägt, dass meine Rücklagen in die erhöhten Personalkosten durch meine Abwesenheit geflossen sind und dass meine Rückkehr dem Beginn der Selbstständigkeit gleichen würde. Ohne das Kapital von damals, ohne die Zeit von damals.

Und so stehe ich hier 2 Jahre später und folge der Story meines Lebens – wie Fahri Yardim im Podcast Deutschland 3000 so passend sagte – Ich breche mit jedem angekommen sein. Ich bin wieder auf der Claudi Selbstsuche.

Und so bitter, wie es sich vielleicht stellenweise lesen mag, ist es definitiv nicht, denn ich habe dieses Mal etwas, was bleibt. Mein Sohn, meine eigene kleine Familie!

Und Du, Du hast wieder was zu lesen, denn meine Lust zu schreiben ist wieder riesig groß. Ich freue mich, dass Du da bist und mich auf dem Weg – Der Kunst, nicht anzukommen. – begleitest!

Alles Liebe,
deine Claudi!